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Krankenversicherung

Die Wahrheit über Probleme und Qualitätsstandards in der gesetzlichen Krankenversicherung: Die Leistungen auf dem Prüfstand

Lesezeit:
11
min
12.9.2023

Zusammenfassung

  • In Deutschland gibt es ein duales Gesundheitssystem aus gesetzlicher und privater Krankenvorsorge
  • Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse sind alle im Sozialgesetzbuch definieret
  • Das Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenkassen wurde über die Jahre immer wieder reduziert

Die gesetzliche Krankenversicherung ist ein wichtiger Bestandteil unseres dualen Gesundheitssystems. Doch wie steht es um die Qualität der Leistungen und den Umgang mit Problemen? In diesem Blog nehmen wir die gesetzliche Krankenversicherung genauer unter die Lupe und beleuchten kritisch, welche Qualitätsstandards vorherrschen und wie sich die Leistungen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Wir zeigen auf, wie die Gesetzlichen Krankenversicherungen finanziert werden und wie sich der demographische Wandel auf die zukünftigen Leistungen auswirkt. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen werfen und herausfinden, ob unsere gesetzliche Krankenversicherung wirklich auf dem Prüfstand bestehen kann.

Wie funktioniert die Gesundheitsversorgung in Deutschland?

Etwa 87% der deutschen Bevölkerung sind gemäß dem Institut des IQWiG gesetzlich versichert. Unter bestimmten Bedingungen können jedoch bestimmte Personen sich vollständig privat krankenversichern, entweder freiwillig oder verpflichtend.

Das deutsche Gesundheitssystem wird auch als duales Krankenversicherungssystem bezeichnet, da Sie die Wahl haben, sich entweder gesetzlich oder privat zu versichern. Die Grundversorgung in Deutschland basiert auf fünf grundlegenden Prinzipien:

1. Versicherungspflicht

Diese Verpflichtung besteht, wenn Sie Ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort in Deutschland haben.

2. Beitragsfinanzierung

Sowohl die gesetzliche als auch die private Krankenversicherung finanzieren sich durch die Beiträge ihrer Mitglieder. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung erhält die private Krankenversicherung keine staatlichen Zuschüsse.

3. Solidaritätsprinzip

Nach diesem Prinzip tragen alle Mitglieder der gesetzlichen Versicherung gemeinsam die Kosten, die durch die Krankheiten der einzelnen Mitglieder entstehen. Dieser Anspruch besteht unabhängig vom Einkommen. Gesunde unterstützen Kranke, Reiche unterstützen Arme und Singles unterstützen Familien.

4. Sachleistungsprinzip

Gesetzlich Versicherte können ärztlich behandelt werden, ohne dass sie dafür in finanzielle Vorleistung treten müssen. Stattdessen erbringen Ärzte und andere Gesundheitsdienstleister die Leistungen und rechnen direkt mit den Krankenkassen ab.

5. Selbstverwaltungsprinzip

Der Staat gibt die Rahmenbedingungen und Aufgaben für die medizinische Versorgung vor und erlässt Gesetze und Verordnungen. Die genaue Organisation und Ausgestaltung des Systems wird jedoch innerhalb des Gesundheitswesens entschieden.

Wie hoch ist das Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenversicherung?

Es kommt häufig vor, dass gesetzlich Versicherte am Ende eines Quartals von ihrer Arztpraxis keine Termine mehr bekommen, es sei denn, es handelt sich um Notfälle. Dies hat oft damit zu tun, dass die niedergelassenen Ärzte ein begrenztes Gesamtbudget von den Krankenkassen erhalten, das sie untereinander aufteilen müssen. Jede Praxis hat ein sogenanntes "Regelleistungsvolumen", das sich aus einer Standardvergütung pro Patient (zum Beispiel 40 € pro Quartal für Hausärzte) und einer maximalen Anzahl an Patienten zusammensetzt. Für zusätzliche Leistungen wird nur noch ein Teil der normalen Vergütung gezahlt. Nur einige Leistungen, wie zum Beispiel die Brustkrebsvorsorge, sind davon ausgenommen. Auch das Volumen an verschriebenen Medikamenten und Heilmitteln wird jedes Jahr festgelegt und budgetiert. Wenn ärztliche Verordnungen mehr als 25 % über dem Budget liegen, ohne dass es durch besondere Umstände in der Praxis gerechtfertigt ist, müssen die Ärzte den Mehrbetrag ab dem zweiten Überschreiten selbst bezahlen.

Die Krankenversicherung betrifft Ihr wertvollstes Gut - Ihre Gesundheit! Es geht darum, wie viel Entscheidungsfreiheit Sie haben, wenn es darum geht, welche Medikamente Sie einnehmen und welcher Arzt Sie behandelt, wenn Sie krank sind, um schnell wieder gesund und fit zu werden. Oder ob Sie als Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung nur die Behandlung erhalten, die nach § 12 SGB V:

Wirtschaftlichskeitsgebot
SGB V § 12 Wirtschaftlichkeitsgebot

• notwendig (übersetzt: „unvermeidbar“) ist.

• ausreichend (übersetzt: „Schulnote 4„),

• zweckmäßig (übersetzt: „einfach“)

• wirtschaftlich (übersetzt: „billig“) und

• notwendig (übersetzt: „unvermeidbar“) ist.

Die Krankenkassen verfolgen bei allen Behandlungen immer den Grundsatz, dass die Behandlung „wirtschaftlich“ sein muss. Wirtschaftlich bedeutet, dass im Vordergrund der günstige Preis Ihrer Behandlungen stehen und diese so wenig Kosten wie möglich verursachen sollte. Außerdem müssen die Behandlungen immer medizinisch notwendig sein, Sie also wieder so gesund bekommen, dass Sie wieder zur Arbeit gehen können.

Der Patient ist selbstverständlich der festen Überzeugung, dass alles, was ihm möglicherweise hilft, "medizinisch notwendig" ist. Die gesetzliche Krankenversicherung hingegen betrachtet die medizinische Notwendigkeit aus der Perspektive der Kostenersparnis. Der Ärger ist dadurch quasi vorprogrammiert, wenn der Patient eine schlimmere Krankheit hat. Wie denken Sie, wird sich die Auslegung der unbestimmten Begriffe "ausreichend, zweckmäßig, wirtschaftlich und notwendig" in Zukunft entwickeln, wenn die Budgets der Krankenkassen sinken, die Versicherten immer älter werden und es an jungen Beitragszahlern, aufgrund des demografischen Wandels, mangelt?

Wird das Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenkassen politisch motiviert niedrig gehalten?

Seit über 30 Jahren hat sich die Politik unermüdlich bemüht, die finanzielle Tragbarkeit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu gewährleisten. Die Hauptpriorität liegt dabei darauf, die Beiträge, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern an die Krankenkassen gezahlt werden, so niedrig wie möglich zu halten, um die Lohnnebenkosten der Unternehmen zu begrenzen. Auch für die kommenden Jahre (bis 2025) haben sich die Parteien dieses Ziel gesetzt.

Der Beginn staatlicher Eingriffe in Form von Gesetzen erfolgte im Jahr 1977 mit dem Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetz. Das Ziel war die Stabilität des Beitragssatzes. Dazu wurden in erster Linie die Zuzahlungen der Patienten erhöht, sowohl im nachfolgenden Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz von 1982 als auch in den beiden Haushaltsbegleitgesetzen von 1983 und 1984. Bis zu den neuesten Reformen hatte die Beitragssatzstabilität höchste Priorität. Mit dem Gesundheitsreformgesetz von 1989 wurde die GKV auf eine neue gesetzliche Grundlage gestellt: das Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V). Damit begann die "Ära der Reformen".

Quelle: AOK Bundesverband

Welche Leistungsunterschiede gibt es zwischen den gesetzlichen Krankenversicherungen?

95% aller Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind identisch. Die Leistungen gehen aus dem Sozialgesetzbuch hervor und sind daher für alle Krankenkassen gleich.

Trotzdem gibt es kassenindividuelle Leistungen, die von Krankenkasse zu Krankenkasse variieren können. Jede Krankenkasse legt selbst fest, welche freiwilligen Zusatzleistungen sie anbietet, die über den gesetzlich vorgeschriebenen Leistungsumfang hinausgehen.

Gibt es Beitragsunterschiede zwischen den gesetzlichen Krankenkassen?

Der Beitragssatz für die gesetzliche Krankenversicherung ist gesetzlich festgelegt und darf maximal 14,60% des Bruttogehalts betragen. Die Hälfte dieses Beitrags wird vom Arbeitgeber übernommen. Darüber hinaus können die Krankenkassen einen Zusatzbeitrag erheben, von dem ebenfalls die Hälfte vom Arbeitgeber getragen wird. Im Jahr 2023 betrug der durchschnittliche Zusatzbeitrag 1,60% des Bruttogehalts.

Der Beitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist im Jahr 2023 auf einen historischen Höchststand von 16,20 Prozent gestiegen, nachdem er im Jahr 2022 bei 15,90 Prozent lag. Diese Rekorderhöhung ist auf die Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes zurückzuführen, der ab dem 1. Januar 2023 bei 1,60 Prozent liegt (2022: 1,30 Prozent).

Die Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes war Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, das die Bundesregierung im Jahr 2022 im Rahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes beschlossen hatte, um die Finanzierung der GKV im Jahr 2023 sicherzustellen. Zu den weiteren Maßnahmen gehörten unter anderem die Erhöhung des regulären Bundeszuschusses von 14,5 Milliarden Euro um zwei Milliarden auf 16,5 Milliarden Euro, die Gewährung eines Darlehens in Höhe von einer Milliarde Euro und der Abbau der Rücklagen von Krankenkassen und Gesundheitsfonds.

Wie haben sich die Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung entwickelt?

Seit 1982 haben die gesetzlich Krankenversicherten erhebliche Kürzungen der Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinnehmen müssen, was zu spürbaren Zusatzkosten für die Versicherten geführt hat. Vor etwa 15 Jahren wurden noch Brillen für gesetzlich Versicherten erstattet. Doch heute hat sich die Situation grundlegend verändert, denn das gesetzliche System kennt keine vertraglich garantierten Leistungen. Die Bestimmung der Leistungen obliegt dem Gesetzgeber und wurde im Laufe der Zeit immer wieder durch Reformgesetze angepasst.

Wird das Leistungsniveau in Zukunft sinken?

Um Aussagen über die Zukunft treffen zu können, lohnt es sich einen Blick auf die Probleme der Gegenwart zu werfen. Das Geld, dass die gesetzliche Krankenversicherungen jeden Monat einsammeln, wird direkt an die Leistungsbezieher (Patienten) ausbezahlt. Ihre Beiträge werden also nicht wie beim Kapitaldeckungsverfahren in der privaten Krankenversicherung langfristig angelegt und verzinst. Durch die direkte Umverteilung kann langfristig keine stabile Versorgung gewährleistet werden.

Die gesetzliche Krankenversicherung hat zwei fundamentale Probleme:

  • Demographische Wandel
  • Steigende Leistungsausgaben

Bedroht der demographische Wandel die Stabilität der gesetzlichen Krankenkassen?

Der demographische Wandel in Deutschland bringt für die gesetzliche Krankenversicherung mehrere Herausforderungen mit sich. Einerseits steigt aufgrund der alternden Bevölkerung die Anzahl der chronisch kranken Menschen und damit auch die Nachfrage nach medizinischer Versorgung und Pflegeleistungen. Andererseits sinkt aufgrund der niedrigen Geburtenrate und der höheren Lebenserwartung die Anzahl der jüngeren Beitragszahler, was zu einem Rückgang der Einnahmen führt.

Um die Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung zu decken hat die Politik folgende Stellschrauben:

  • Erhöhung des allgemeinen Beitragssatzes in der Krankenversicherung (2023: 14,60%)
  • Erhöhung des kassenindividuellen Zusatzbeitrags der Krankenkassen
  • Erhöhen von Selbstbehalten für Medikamente oder Behandlungen
  • Reduzierung der Leistungen der Krankenkassen
  • Aufstockung des Bundeszuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung durch Steuermittel

Die Leistungen der Krankenkassen werden in absehbarer Zukunft sinken müssen, anders lässt sich das System der gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr finanzieren.

Es gibt bereits unzählige Stimmen, die den Leistungsumfang der Krankenkassen einschränken möchten. Einige davon haben wir Ihnen hier verlinkt:

  • Kassenchef fordert drastische Leistungskürzungen (02.06.2023) - Artikel öffnen
  • Ärzteschaft warnt vor Leistungskürzungen durch die Hintertür (12.07.2022) - Artikel öffnen
  • Wegfall der Zahnärztlichen Leistungen (01.06.2023) - Artikel öffnen

Man kann natürlich auch weiterhin die Beiträge erhöhen, wie Karl Lauterbach bereits für 2024 angekündigt hat:

  • Lauterbach kündigt höhere Beitragssätze an (13.06.2023) - Artikel öffnen

Wie stark die Beiträge steigen werden, wissen wir heute noch nicht. Das sie steigen werden, darauf müssen sich alle gesetzlich versicherten definitiv einstellen. Auch das Leistungsniveau wird angepasst werden müssen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gesetzliche Krankenversicherung vor großen Herausforderungen steht. Die steigenden Kosten und die sinkenden Leistungen stellen eine große Belastung für alle Versicherten dar. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Leistungen für die Zukunft nicht garantiert sind. Deshalb sollten wir uns aktiv mit dem Thema auseinandersetzen und uns informieren, um Alternativen und Lösungen für diese Herausforderung zu finden. Wir unterstützen gerne bei der Lösungsfindung. Lesen Sie auch weitere Blogposts zu diesem Thema und bleiben Sie auf dem Laufenden!

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