Gesetzlich vs. Privat - Welches System funktioniert besser und wird langfristig günstiger sein?
Zusammenfassung
- Die private Krankenversicherung und die gesetzliche Krankenversicherung unterscheiden sich in vielen Punkten
- Welches System langfristig besser wirtschaftet veranschaulichen wir anhand eines Vergleichs der beiden Systeme mit exakt gleichen Voraussetzungen
- Die Bundeszuschüsse zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung müssen jedes massiv erhöht werden, um Beitragssteigerungen für Versicherte abzudämpfen.
Die private Krankenversicherung (PKV) und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) beruhen grundsätzlich auf unterschiedlichen Systemen. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Beiträge der gesünderen Versicherten auf die Kränkeren umgelegt, während Privatversicherte mit ihren Beiträgen persönlich fürs Alter vorsorgen. Aufgrund der unterschiedlichen Systeme setzen sich auch die Beiträge unterschiedlich zusammen und es gibt Unterschiede in den Leistungskatalogen.
Dennoch haben sie eine grundlegende Gemeinsamkeit: Beide Versicherungen arbeiten nach dem Prinzip des "großen Topfes". Alle Versicherten zahlen einen monatlichen Beitrag in diesen Topf ein. Wenn jemand krank wird, übernimmt die Gemeinschaft mit dem Vermögen im Topf die Kosten. Die Gesunden finanzieren die Kranken. Somit sind Versicherungen immer solidarisch gegenüber ihrem Kollektiv.
Um die beiden unterschiedlichen Systeme rein von der finanziellen Seite miteinander vergleichen zu können, müssen wir uns das Finanzierungssystem der Gesetzlichen Krankenkassen und der privaten Krankenkassen im direkten Vergleich ansehen. Glücklicherweise gelingt uns das, wenn wir uns die gesetzliche und private Pflegeversicherung ansehen. Beide Systeme haben die gleichen Leistungen unterscheiden sich lediglich im Finanzierungsverfahren.
Die Pflegeversicherung
01.01.1995: Die Pflegeversicherung wird nach langen Diskussionen im Bundestag eingeführt. Von 2008 an gilt für alle eine umfassende Pflicht zur Pflegeversicherung: Egal ob privat oder gesetzlich krankenversichert.
Gesetzlich Versicherte haben bis heute den Vorteil, dass sie automatisch in der sozialen Pflegeversicherung sind. Privatversicherte hingegen müssen sich selbst um eine private Pflegeversicherung kümmern. Deswegen sprechen wir bei dieser Versicherung auch von der sozialen und der privaten Pflegepflichtversicherung.
Was genau steckt eigentlich in der Pflege(pflicht)versicherung?
Per Gesetz bieten beide Versicherungssysteme - gesetzlich und privat - dieselben Leistungen. Einen Anspruch auf Pflegeleistungen gibt es beispielsweise erst, wenn man in den letzten zehn Jahren schon mindestens zwei davon eingezahlt hat. Die wesentlichen Leistungsbausteine in der Pflegeversicherung sind folgende:
- Häusliche Pflege, auch ambulante Pflege genannt
- Pflege im Heim, auch stationäre Pflege genannt
- Pflege im Rahmen von alternativen Wohnformen
Genauer sind diese Leistungen auch hier beschrieben.
Wesentlicher Unterschied: Das Finanzierungsmodell
Gemeinsamkeiten zwischen der gesetzlichen und der privaten Pflegepflichtversicherung scheint es also zumindest in Sachen Leistungen und Inanspruchnahme zu geben, aber nicht alles ist gleich. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Finanzierungsmodell der beiden Systeme. Das Spannende an dem folgenden Vergleich: Die restlichen Startbedingungen waren identisch.
Umlagefinanzierung in gesetzlichen Pflegeversicherung
Die gesetzliche Pflegeversicherung funktioniert folgendermaßen: In der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) übernimmt die arbeitende Generation der Beitragszahler die Versorgung der älteren Generation durch ihre einkommensabhängigen Beiträge. Dieses Umlagefinanzierungssystem verwendet die aktuellen Einnahmen unmittelbar für laufende Kosten. Allerdings stellt der demografische Wandel dieses Finanzierungsmodell zunehmend vor finanzielle Herausforderungen.
Diese sogenannte Umlagefinanzierung ist vieles, aber nicht frei von Kritik.
Prinzip der Kapitaldeckung in der privaten Pflegepflichtversicherung
Im Gegensatz zur gesetzlichen Pflegeversicherung verschiebt die private Pflegeversicherung die Lasten und Risiken nicht auf künftige Generationen: Hier gilt das Prinzip der Kapitaldeckung. Dabei sorgt jede Generation selbst für ihr Pflegerisiko vor und baut mit ihren Beiträgen einen eigene Kapitalstock, sogenannte Alterungsrückstellungen, auf.
Der Vorteil: Die Vorsorge ist deutlich unabhängiger von Politik, der Überalterung der Gesellschaft und fehlenden Einnahmen durch kommende Versicherte.
Neben den identischen Leistungen und gravierenden Unterschieden in der Finanzierung ist die Beitragsentwicklung zwischen den beiden Systemen sehr interessant.
Zugegeben: Bei Einführung der Pflegepflichtversicherung zahlte ein privatversicherter Arbeitnehmer beziehungsweise Selbstständiger noch höhere Beiträge als jemand in der sozialen Pflegeversicherung. Allerdings stieg der Beitrag für Privatversicherte weniger stark als in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Das liegt nicht zuletzt an der Bildung von Alterungsrückstellungen.
Die Beiträge in der sozialen Pflegeversicherung stiegen fast jährlich. Das liegt vor allem an der regelmäßigen Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen.
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Die Entwicklung der Beiträge
Die Beiträge zur Pflegeversicherung für gesetzlich Versicherte sind einkommensabhängig. Sie werden gemäß einem festgelegten Beitragssatz von den sozialversicherungspflichtigen Einkommen der Versicherten erhoben. Ab dem 1. Juli 2023 unterscheiden sich die Beitragssätze gemäß dem Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz anhand der Anzahl der Kinder, wobei Menschen ohne Kinder den höchsten Beitrag zahlen. Demnach steigen die Beiträge zur Pflegeversicherung mit steigendem Einkommen, unabhängig von individuellen Risikofaktoren.
In der Privaten Pflegeversicherung hängt die Höhe des Beitrags von Ihrem Eintrittsalter in die Versicherung und dem individuellen Pflegerisiko bei Vertragsschluss ab. Je früher Sie in die Private Pflegeversicherung wechseln, desto niedriger ist der Beitrag. Wenn Sie bereits mindestens fünf Jahre privat kranken- oder pflegeversichert sind, darf der Beitrag Ihrer Pflegeversicherung außerdem nicht höher sein als der Höchstbeitrag der Sozialen Pflegeversicherung. Wie wir bereits beobachten konnten, liegt der Beitrag allerdings deutlich darunter.
Das Umlageverfahren der gesetzlichen Pflegeversicherung (und natürlich auch der Krankenversicherung und der Rentenversicherung, die nach exakt dem gleichen Prinzip funktionieren) führt auf Dauer zu immer höheren Kosten und wird durch den demographischen Wandel weit mehr Geld benötigen, als die private Pflegeversicherung (und Krankenversicherung).
Immer höhere Bundeszuschüsse zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung
Steuerzuschüsse und Beitragserhöhungen, die immer weiter steigen, sind keineswegs nachhaltig. Sie beeinträchtigen die Freiheit der jüngeren Generationen erheblich, da die Bezahlung der bereits zugesagten Leistungen auf zukünftige Generationen abgewälzt wird. Sogar der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller, betrachtet die Steuerzuschüsse als große Belastung für die junge Generation. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt er:
"Die Gelder, die hier gebunden sind, fehlen für zukünftige Aufgaben. Die Lösungen liegen teilweise schon seit Jahren auf dem Tisch: Kürzung von Leistungen, höhere Beiträge oder längere Arbeitszeiten sind die Möglichkeiten zur Anpassung. Jedoch erfordern diese Maßnahmen unpopuläre Entscheidungen. Die Regierung muss endlich handeln. Das Problem kann nicht einfach ausgesessen werden."
Das Fazit
Inzwischen sind beide Systeme über 27 Jahre lang im Einsatz. Sie haben beide von null angefangen und bieten vergleichbare Leistungen an. Klar festzuhalten ist aber, dass die Umlagefinanzierung lange nicht so gut funktioniert, wie es die kapitalgedeckte Finanzierung der privaten Versicherung tut.
Dass das Umlageverfahren der gesetzlichen Krankenversicherung nicht auf Dauer funktioniert, wusste die Politik bereits bei Einführung. Trotzdem wurde das System der sozialen Pflegepflichtversicherung nach Vorbild der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung auf dem Umlagesystem aufgebaut.
Übrigens: Das problematische Umlageverfahren besteht ebenfalls in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dort wären die nötigen Beiträge ohne jährliche Zuschüsse von mittlerweile mehr als 20 Mrd. Euro sicher schon explodiert. In 2022 beträgt dieser Zuschuss voraussichtlich sogar 28,5 Mrd. Euro.
Das Richtige für Ihre Situation
Um die optimale Vorsorge für Sie zu finden, ist es immer nötig, Ihre individuelle Situation zu begutachten und Ihr individuelles Risiko richtig abzusichern.
Gehören Sie zum Kreis der Leistungsträger und verdienen Sie gut? Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen Sie die Fehler der Politik und des Systems ausbaden.
Denken Sie vorausschauend bei der Wahl Ihrer Krankenversicherung und lassen Sie sich nicht von schaurigen Berichten über die privaten Krankenversicherungssysteme blenden.